Schon vor Jahrtausenden hat der Mensch spielerisch den Umgang mit Pfeil und Bogen erlernt. Heute spielt er The Witcher 3. Das Spielen liegt in der Natur des Menschen, und in der Gegenwart sind RPGs, Shooter, Denk- und Sportspiele nicht mehr aus unserer Welt wegzudenken. Warum aber spielt der Mensch? Was macht den Reiz vieler Games heute aus?
Kurze Zahlenspielerei
Digitale Spiele kommen gut an, das beweisen auch die neuesten Statistiken. Mehr als 2,6 Milliarden Euro verdiente der Gesamtmarkt digitaler Spiele im Jahr 2014 allein in Deutschland. Dabei verbuchte der Software-Markt Einnahmen von 1,8 Milliarden Euro, der Verkauf von Hardware brachte 1,2 Milliarden Euro ein. Blickt man auf das erste Halbjahr 2015, zeigt sich ein Einnahmewachstum von 8 Prozent. Knapp 30 Millionen Deutsche sind regelmäßige Gamer, das sind knapp 42 Prozent der Bundesbürger. Die Spieler kommen aus allen Altersgruppen, rund 11 Prozent sind sogar 65 Jahre alt oder älter. Weltweit gesehen gibt es allein im Asien-Pazifik-Raum 740 Millionen Gamer, in Europa 520 Millionen und in Nordamerika 190 Millionen – hohe Kaufkraft also auf dem digitalen Spielemarkt. Was die einzelnen Spieler dazu bewegt, den Großteil ihrer Freizeit in der digitalen Welt zu verbringen, hängt von der Art des Spiels ab.
Die Psychologische Sicht
Adventure Games und Rollenspiele im Besonderen üben einen speziellen Reiz auf Spieler aus. Sie bieten die Möglichkeit, jemand zu sein, der man in der realen Welt nicht ist, und ermöglichen es, in eine vollkommen fremde Rolle zu schlüpfen. In bekannten Games wie der Mass Effect-Reihe oder bei der Umsetzung der Zombie-Serie The Walking Dead werden dem Spieler immer wieder moralische Entscheidungen abverlangt. Das führt dazu, dass Gamer die gute und böse Seite an sich ausprobieren können und direktes Feedback mit Konsequenzen erhalten. Und wer spielt, entscheidet laut Studien auch in der Realität schneller und bedachter. Diese und weitere wissenschaftliche Studien über Videospiele gibt es unter anderem auf dieser Seite.
Auch soziale Faktoren sind entscheidend für den Erfolg der heutigen Games. Die meisten Spiele bieten neben der Variante Einzelspieler auch Gruppenoptionen. Hier können sich Gamer zu großen Gilden zusammenfinden, sich gemeinsam Strategien ausdenken und Seite an Seite Aufträge erfüllen. Teil einer Gruppe zu sein, ist für viele Spieler ein enormer Anreiz, der vor allem die emotionale Ebene anspricht. Auch die sogenannten Shooter sind längst nicht mehr reine Ballerspiele, sondern weisen immer mehr RPG-Merkmale auf, indem sie eine Geschichte erzählen und zusammenhängende Charaktere aufbauen, die sich im Verlauf des Spiels weiterentwickeln und so eine emotionale Bindung mit dem Spieler herstellen. In Shootern sorgt zudem die Ego-Perspektive für eine erhöhte Immersion.
Eine technische Betrachtung
Die Entwicklung der Game-Engines schreitet unaufhaltsam voran. Spiele werden immer aufwendiger und professioneller produziert. Vom Sound über das Interface bis zur Grafik wirken die Spielwelten wie parallele Realitäten. Hochentwickelte Grafik-Engines wie die Cry Engine von Crytek oder die Unreal Engine von Epic ermöglichen heute realitätsechte 3D-Welten. Fallout 4 und The Witcher 3 sind nur zwei der mit gigantischem Aufwand produzierten Rollenspiele, die 2015 heiß erwartet wurden. Beide Games locken mit fantastischer Grafik und überzeugen zudem mit tiefgründigen Charakteren und sensationellen Soundtracks. In den letzten Jahren entwickelte vor allem die Musik eine immer bedeutende und emotional bindende Rolle in der Gaming-Welt. Ein Beispiel: So gigantisch wie das Schlachtfeld in Planetside 2 ist, so voluminös klingt auch der Soundtrack des Spiels. Das Multiplayer Game, das man auf Seiten wie dieser findet, erhielt seine musikalische Untermalung von Jeff Broadbent, einem der renommierten Film- und Game-Komponisten Hollywoods. Er sorgte unter anderem für die Soundtracks der Spieleumsetzungen von Transformers, Teenage Mutant Ninja Turtles, Assassin’s Creed und Die Siedler. Ebenfalls aus seiner Hand stammt das Sound Design von Marvels Avengers sowie von Batman: The Dark Knight. Mittlerweile zieht es immer mehr Hollywoodkomponisten in die Welt der Spiele – und auch bekannte Schauspieler werden immer häufiger Teil der modernen Games. Ein Beispiel ist das Spiel Beyond: Two Souls. Hier ist Hans Zimmer, einer der bekanntesten Filmmusikkomponisten unserer Zeit, als Produzent des Soundtracks beteiligt. Hollywoodgrößen wie Ellen Page, Willem Dafoe Kadeem Hardison und Eric Winter, übernehmen die Hauptcharaktere des Spiels. Page, die unter anderem für ihre herausragende Schauspielerleistung in den Filmen Juno und Inception bekannt ist, reizte vor allem die Arbeit im modernen Motion-Capture-Studio. Anstelle eines Schauspiels in aufwendiger Filmkulisse wird einem Darsteller hier eine überzeugende Performance auf engstem Raum abverlangt – ganz ohne Utensilien oder exquisiten Styling-Schnickschnack.